Die Behandlung der Arthrose des Kniegelenks ist auf die drei Säulen "nicht medikamentöse Behandlung", "medikamentöse Behandlung" sowie "operative Behandlung" gestützt. Die Therapie sollte sich immer langfristig orientieren, kann mehrere Behandlungskonzepte gleichzeitig beinhalten, ist individuell auf den Patienten zugeschnitten und an seinem aktuellen Krankheitszustand orientiert.
Die Arthrose kennt mehrere Schmerzursachen und daher auch mehrere Therapieansätze. Zum einen kann der Schmerz durch eine Entzündung der Gelenkinnenhaut oder durch die Dehnung der Gelenkkapsel, zum anderen aber auch durch Schleimbeutelentzündungen und Muskelverspannungen entstehen.
Arthrose - Konservative Therapie
Für die konservative Therapie der Arthrose stehen die Therapie ohne Medikamente, die Therapie mit Medikamenten sowie die intraarticuläre Injektionstherapie (Spritzen in das Kniegelenk) zur Verfügung.
Für die nicht-medikamentöse Therapie stehen die Physiotherapie und orthopädische Hilfsmittel, wie Einlagen, weiche Fersenpuffer, sowie Gehstöcke zur Verfügung, um eine Entlastung des Gelenkes zu erreichen. Bei Achsfehlstellungen des Beines kann über eine Schuhaußenranderhöhung bei O-Bein-Arthrose, sowie eine Schuhinnenranderhöhung bei X-Bein-Arthrose eine Entlastung des betroffenen Gelenkanteils erzielt werden.
Durch eine unter ärztlicher Führung durchgeführte Gewichtsabnahme konnte eine Steigerung der Mobilität und auch des psychischen Wohlbefindens bei Arthrosepatienten belegt werden.
Die Akupunktur zielt in erster Linie auf eine Minderung des subjektiven Schmerzempfindens. Über diesen Mechanismus konnten auch Verbesserungen der Knie- und Hüftgelenksfunktion bei Arthrosepatienten gezeigt werden.
Die Kryotherapie (Kältetherapie) wird häufig bei einer aktivierten Arthrose (Entzündung und Gelenkerguss) in Verbindung mit Physiotherapie eingesetzt. Es wirkt als ein lokales Schmerzmittel durch die Senkung des Muskeltonus und die Erhöhung der Schmerzschwelle.
Die Thermotherapie (Wärmetherapie) dient der Durchblutungssteigerung und der Muskelentspannung. Darüber hinaus hemmt sie die Schmerzfasern.
Mit der Elektrotherapie wird durch hochfrequente Ströme in tieferen Schichten eine Erzeugung von Wärme bewirkt. Ultraschall wirkt im Sinne einer Gewebeauflockerung an den Grenzzonen zwischen zwei Gewebsschichten. Hiermit können vor allen Dingen die Insertionstendopathien, Tendinosen und Paratendinosen, welche eine Arthrose begleiten können, behandelt werden.
Für die medikamentöse Therapie steht eine Vielzahl von Medikamenten zur Verfügung. In typischer Weise werden so genannte nichtsteroidale Antirheumatika (z.B. Diclofenac) zur Schmerztherapie bei Arthrose eingesetzt, da sie auch einen antientzündlichen Effekt haben und gerade bei aktivierten Arthrosen wirksam sind. Daneben werden auch Glucosaminsulfat und das Chondroitinsulfat eingesetzt, da sie natürliche Bestandteile sowohl der Gelenkflüssigkeit als auch des Gelenkknorpels sind. Von beiden Substanzen liegen klinische Studien vor, dass sie schmerzlindernd wirksam sind. Es werden sehr viele, frei verkäufliche Nahrungszusätze und pflanzliche Medikamente auf dem Markt angeboten. Hier finden sich verschiedene Substanzgruppen, wie z. B. Weidenrindenextrakte, Teufelskrallenwurzel, Eschenrinde, Zitterpappelrinde, Goldrutenkraut, Brennnessel-Blätter, Avocado- und Sojabohnenextrakte, Vitamine E, C und D, Spurenelemente, wie Zink und Mangan sowie Fischöle und Muschelpulver. Die meisten der vorbeschriebenen Stoffe sind nur durch kleine, nicht sehr gut durchgeführte Studien belegt. Daher kann für diese Medikamente keine generelle Empfehlung ausgesprochen werden.
Bei den intraartikulären Injektionen (Spritzen in das Gelenk) werden heutzutage im Wesentlichen drei verschiedene Substanzgruppen eingesetzt. Zum einen wird Kortison mit lokalem Schmerzmittel verdünnt in das Gelenk eingespritzt. Hier wirkt das Kortison vor allen Dingen gegen den Entzündungsreiz, der bei einer Arthrose vorliegt. Eine zweite Substanzgruppe sind die Hyaluronsäuren, die Bestandteil sowohl der Gelenkflüssigkeit als auch des Gelenkknorpels sind. Mittlerweile ist nachgewiesen, dass neben der Gelenkschmierung durch die Zufuhr von Hyaluronsäure in das Kniegelenk auch die Eigenproduktion von Knorpelgrundsubstanz durch die Knorpelzellen selbst angeregt wird. Die schmerzlindernde Wirkung der Hyaluronsäure bei Arthrose des Kniegelenkes ist mittlerweile zweifelsfrei belegt. Ein weiteres Produkt, welches in das Kniegelenk eingespritzt wird, ist ein aus eigenem Patientenblut hergestellter Arthrosehemmstoff (Orthokin). Dieses Medikament verspricht einen sehr guten theoretischen Ansatz, wenngleich die klinischen Studien hierzu noch nicht aussagekräftig sind.
In der Zusammenfassung stehen zur konservativen Therapie der Arthrose Kniegelenkes sehr viele Maßnahmen und Medikamente zur Verfügung. Es gibt keine einzige Therapie, die für alle Patienten zutreffend wäre. Daher muss der behandelnde Arzt zusammen mit dem Patienten einen langfristigen Plan entwickeln, welcher auf mehrere Maßnahmen zurückgreift, individuell auf den Patienten abgestimmt ist und auch am jeweiligen aktuellen Krankheitszustand des Gelenkes orientiert ist.
Wenn sämtliche konservativen, nicht operativen Maßnahmen zur Behandlung einer Arthrose des Kniegelenkes ausgeschöpft sind stehen verschiedene operative Maßnahmen zur Verfügung. Hier gilt heutzutage das Prinzip, dass nur die Teile des Gelenks, die auch wirklich verschlissen sind, ersetzt werden sollten. Das Kniegelenk besteht prinzipiell aus drei Teilgelenken, nämlich dem Patellofemoral-Gelenk (Gelenk zwischen Kniescheibe und Oberschenkelknochen), dem medialen Tibiofemoral-Gelenk (Gelenk zwischen Unterschenkel- und Oberschenkelknochen, innenseitig gelegen) und dem lateralen Tibiofemoral-Gelenk (Gelenk zwischen Oberschenkel- und Unterschenkelknochen, außenseitig gelegen). Je nachdem, in welcher Lokalisation die Arthrose aufgetreten ist, wie weit sie fortgeschritten ist, und auch in Abhängigkeit vom biologischen Alter des Patienten stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung.
Arthroskopische Therapie der Arthrose
Auch bei der Arthrose kann die Arthroskopie des Kniegelenks eine Schmerzlinderung bewirken. Hierbei können zerstörte Meniskusteile entfernt, aufgeriebene Knorpelteile geglättet und die entzündete Gelenkinnenhaut entfernt werden. Allein das Ausspülen der Entzündungsstoffe aus dem Gelenk kann einen deutlichen Zeitgewinn bis zu einer größeren Operation erzielen. Oftmals ist eine Gelenkspiegelung auch nötig, um das Ausmaß der zerstörten Areale festzustellen und dann eine der folgenden Operationen zu empfehlen. Erst wenn die in Schlüssellochtechnik durchgeführte Operation keine Schmerzlinderung mehr erzielen kann, ist ein teilweiser oder ganzer Oberflächenersatz des Kniegelenks notwendig.
Arthrose - Umstellungsoperationen
Wenn eine Arthrose auf den innen- oder außenseitigen Gelenkspalt beschränkt ist und zusätzlich noch eine Beinachsabweichung im Sinne eines X- oder O-Beines vorliegt, kann mit der so genannten Umstellungsosteotomie eine Veränderung der Beinachse vorgenommen werden, welche schließlich zu einer Entlastung des betroffenen Gelenkanteils führt. Der Vorteil dieser Methode ist, dass das Kniegelenk vollständig erhalten bleibt.
So wird z. B. bei einer X-Bein-Arthrose der innere Gelenkspalt stärker belastet und eine Begradigung der Beinachse bzw. eine Überkorrektur in eine O-Beinstellung entlastet den äußeren Gelenkspalt.
Die häufigere Form der einseitigen Arthrose ist die O-Beinarthrose (Varusgonarthrose). Hierbei ist in erster Linie der innere Gelenkspalt betroffen und es liegt eine O-Beinabweichung vor. Hier kann im Bereich des Unterschenkelkopfes eine Umstellungsosteotomie durchgeführt werden, welche dazu führt, dass anschließend die Beinachse begradigt ist oder leicht überkorrigiert in ein leichtes X-Bein. Dies führt zu einer Entlastung des inneren Gelenkspaltes und kann dem Patienten eine deutliche Schmerzlinderung erzielen. Diese Schmerzlinderung hält erfahrungsgemäß ca. 5 bis 10 Jahre an, bevor dann weitere operative Maßnahmen notwendig werden. Auch hier können durch das gezielte Einsetzen von kurzen Hautschnitten über den unter die Haut geschobenen Plattenlöchern lange Narben vermieden werden.
Arthrose - Teilgelenkersatz
Wenn sämtliche konservativen, nicht operativen Maßnahmen zur Behandlung einer Arthrose des Kniegelenkes ausgeschöpft sind stehen verschiedene operative Maßnahmen zur Verfügung. Hier gilt heutzutage das Prinzip, dass nur die Teile des Gelenks, die auch wirklich verschlissen sind, ersetzt werden sollten. Das Kniegelenk besteht prinzipiell aus drei Teilgelenken, nämlich dem Kniescheibengelenk (Patellofemoralgelenk, Gelenk zwischen Kniescheibe und Oberschenkelknochen), dem inneren Gelenkanteil (mediales Tibiofemoral-Gelenk, Gelenk zwischen Unterschenkel- und Oberschenkelknochen, innenseitig gelegen) und dem äußeren Gelenkanteil (laterales Tibiofemoral-Gelenk, Gelenk zwischen Oberschenkel- und Unterschenkelknochen, außenseitig gelegen). Je nachdem, in welcher Lokalisation die Arthrose aufgetreten ist, wie weit sie fortgeschritten ist, und auch in Abhängigkeit vom biologischen Alter des Patienten stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung.
Teilgelenkersatz - Hemi Cap
Bei alleinigen Knorpelschäden im höheren Alter kann dieser durch ein speziell für das Kniegelenk geformtes, sehr kleines Implantat behandelt werden. Hierbei ist der Hautschnitt nur ca. 5cm lang und das Implantat ersetzt ausschließlich das kleine Areal zerstörten Knorpels.
Teilgelenkersatz - Schlittenprothese
Die Indikation für eine unikompartimentelle Schlittenprothese beinhaltet ebenfalls die Varus- bzw. Valgusgonarthrose (X- oder O-Beinarthrose), welche auf den inneren oder äußeren Gelenkspalt beschränkt ist. Diese Operation wird am häufigsten bei einer O-Beinarthrose und dem Verschleiß des inneren Gelenkspaltes durchgeführt. Hierbei wird über eine 7 cm bis 10 cm lange Hautinzision (minimal-invasive Operation) ausschließlich der innere Gelenkanteil ausgetauscht.
In unserem Hause kommt hier das Prothesenmodell Typ ZUK zur Verwendung, welches aus einer polierten Platte im Bereich des Unterschenkels besteht, einer schlittenähnlichen Kufe im Bereich des Oberschenkels (daher der Begriff Schlittenprothese). Zwischen diesen beiden Gelenkpartnern wird ein Kunststoffinlay (Polyäthylen) eingelegt. Diese Operation kann nur durchgeführt werden, wenn sämtliche Bänder des Kniegelenkes erhalten sind und auch die Arthrose in den anderen beiden Gelenkanteilen (hinter der Kniescheibe, äußerer Gelenkspalt) noch nicht weit fortgeschritten ist.
Der alleinige Verschleiß des äußeren Gelenkspalts ist sehr selten. Er tritt z.B. bei starken X-Bein-Fehlstellungen, nach Unfällen mit Bruch des Knochens im äußeren Gelenkteil und vor allem nach der Entfernung des Außenmeniskus im jungen Alter auf.
In diesem Fall kann dann eine sog. laterale Schlittenprothese implantiert werden. Hier wird ausschließlich der äußere Gelenkspalt ausgetauscht und alle anderen Teile des Gelenks inklusive der Kreuzbänder erhalten.
Teilgelenkersatz - Kniescheibengelenk
Bei einem ausschließlichen Verschleiß des Gelenks zwischen der Kniescheibe und dem Oberschenkelknochen (Patellofemoralgelenk) kann nach Ausschluss anderer Schmerzursachen auch der reine Ersatz dieses einen Gelenkanteils erfolgen. Hierbei werden alle Bänder und die inneren und äußeren Kniegelenksanteile erhalten. Falls diese Prothese einmal gewechselt werden muss, erfolgt hiernach die Implantation einer normalen, ersten Knietotalendoprothese.
Oberflächenersatz des Kniegelenkes (Knieprothese)
Wenn die Arthrose des Kniegelenkes bereits mindestens 2 oder alle 3 Gelenkanteile des Kniegelenks umfasst, so kommt prinzipiell nur noch die Implantation einer totalen Kniegelenksprothese in Betracht. Hierbei wird über einen ca. 15 cm bis 20 cm langen Hautschnitt in einer ca. 50- bis 90-minütigen Operation der Ersatz der gesamten Gelenkoberflächen durchgeführt. Die heute gebräuchlichen Prothesen ersetzen nur noch den zerstörten knorpeligen Gelenkanteil und belassen weitestgehend die natürlichen Bänder des Kniegelenkes. Ähnlich wie bei der Schlittenprothese erfolgt hier die Befestigung der Unterschenkelkomponente mittels Zement. Die Verankerung mit Zement ist im Bereich der Knieendoprothetik der zementfreien Verankerung in Sachen Haltbarkeit weit überlegen. Insbesondere die Unterschenkelkomponenten zeigen in Langzeitstudien eine bessere Haltbarkeit als zementfreie Prothesen. Auch im Fall eines Prothesenwechsels zeigt die Zementierung Vorteile, da die Komponenten ohne größere Knochenverluste, wie sie häufig bei zementfreien Prothesen auftreten, ausgebaut werden können.
Anschließend wird hierauf ein Kunststoffeinsatz aufgebracht (Polyäthylen). Die Oberfläche des Oberschenkelknochens wird ebenfalls durch eine metallische Komponente ersetzt. Diese Operation führt zu einer enormen Schmerzlinderung des Patienten und ermöglicht es ihm, wieder schmerzfrei gehen zu können. Der Aufenthalt im Krankenhaus beträgt typischerweise 10 bis 14 Tage, anschließend erfolgt bei den meisten Patienten eine Rehabilitation in einem weiteren 3-wöchigen Aufenthalt.
Minimal-invasive Chirurgie bei Arthrose des Kniegelenks
Schon Anfang der 1990er Jahre wurden minimal invasive Zugänge bei der Implantation von Schlittenprothesen durch John Repicci aus den USA propagiert (minimal invasive surgery – MIS). Für den Patienten liegt der sichtbare Vorteil dieser Methode im verkürzten Hautschnitt. Der wesentliche Faktor liegt für den Operateur allerdings in der Schonung der Muskulatur, die das Kniegelenk umgibt. Diese Technik schont den Streckapparat des Kniegelenkes und erlaubt den Patienten somit eine frühere Rehabilitation.
Die Ursache für die Erfolge der minimal invasiven Prothetik liegt zum einen in der Operationstechnik und zum anderen im verkleinerten Instrumentarium. Dieses wurde schließlich auch für totale Knieprothesen von verschiedenen Industriepartnern überarbeitet.
Die Implantation eines totalen Kniegelenks benötigt üblicherweise einen Hautschnitt von ca. 15-20cm Länge und eine operativen Zugang, bei dem ein Teil der Oberschenkelstreckmuskulatur zunächst abgetrennt und anschließend wieder angenäht werden muss. Die neue, minimal-invasive Operationsmethode benötigt nur noch einen Hautschnitt von ca. 9-12cm Länge und verzichtet auf die Abtrennung der Muskulatur. Dies wird insbesondere durch verkleinerte Instrumente bewirkt. In mehreren Studien konnte gezeigt werden, dass die Patienten damit schneller wieder mobil werden und dass die für die Langlebigkeit der Prothese wichtige Ausrichtung nicht negativ beeinträchtigt wird. Auf lange Sicht zeigen konventionell und minimal-invasiv operierte Patienten die gleichen, guten Ergebnisse.